katholische Religion
Welche Aufgabe hat Religion heute in der Schule?
In unserer heutigen Gesellschaft ist das Wort „Bildung" gleichbedeutend mit Erlernen und Weitergabe von Wissen. Schon im Kindergarten soll man viel Wissen anhäufen, um im späteren Leben bessere Chancen zu haben.
Dabei steckt im Wort „Bildung" doch das „Bild". Schon Platon hielt nicht den für gebildet, der viel Wissen angehäuft hat, sondern den , der gute Bilder in sich trägt. Ob wir nun den Bildungsbegriff Goethes (erstrebenswert ist eine allumfassende Bildung), Schillers (Schulung im Bereich der Ästhetik und Ethik) oder von Humboldt (Ausbildung der Sprache als Ausdruck der Bildungskraft) herannehmen, immer ist Bildung schwerpunktmäßig die Förderung der humanitären Entwicklung des Menschen.
„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut". So wurde der Mensch in der Klassik beschrieben, in der Französischen Revolution war die Grundlage des Menschenbildes „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit".
Heute treffen in der Schule die verschiedensten Bilder aufeinander, je nachdem aus welchem Kulturkreis die Menschen kommen, aber die Bilder in den Köpfen prägen unser Zusammenleben. Oft gehe ich mit dem Bild eines Dompteurs in die Schule, ein Schüler hat vielleicht das Bild eines Hamsterrades vor Augen. Beiden Bildern gleich ist, dass sie eine negative Ausstrahlung haben und dies dann auch in unserem Verhalten zum Ausdruck kommt.
Das Neue Testament ist voll von helfenden Bildern. Da ist das Bild des „guten Hirten, der sein Leben für seine Schafe gibt". Noch hilfreicher für jeden von uns ist das Bild von „der Heilung der gekrümmten Frau (Lk 13,10-17)". Da ist eine Frau, gebeugt, resigniert, enttäuscht vom Leben, überfordert. Jesus heilt diese Frau, indem er sie ansieht und mit ihr auf Augenhöhe spricht. Er schenkt ihr so Ansehen und Wertschätzung. Er vermittelt ihr, dass sie Kraft in sich und eine gute Ausstrahlung hat. Das macht sie gesund, sie richtet sich auf. Vielleicht sollten auch wir alle (Schüler und Lehrer) öfters Jesus spielen.
Das ist die Aufgabe nicht nur des Religionsunterrichts.
Franziska Hofmann